Selbst ist der Pferdemensch: Sattelcheck – DIY

Der richtige Sattel – eine Odyssee für Reiter, Reiterin und Pferd! Oft passen sie nicht lange, weil das Pferd damit irgendwie unrund läuft, weil es rauswächst oder weil man sich als reitende Person darin einfach nicht wohl fühlt. Das ist kein Einzelfall.

Deshalb kommen ein paar Tipps für Dich, damit Du Dir ein erstes Bild darüber machen kannst, ob Dein Sattel derzeit noch angenehm ist für Euch beide als Team.

Schritt 1: Schaue Dir den Rücken deines Pferdes an und taste ihn ab. Sei dabei gerne kritisch. Der Rücken ist wie eine Karte, auf der sich Druckstellen ablesen lassen:

Gibt es Bereiche, die schmerzhaft sind? Gibt es Atrophien, also Stellen, an denen sich der Muskel abgebaut hat? Besonders der Trapezmuskel kann in Mitleidenschaft geraten sein, wenn der Sattel vorne im Schulterbereich zu eng ist. Hat das Pferd Schmerzen in der Lendenregion? Dann ist der Sattel möglicherweise zu lange, denn er sollte an der an der 18. Rippe enden.

Schritt 2: Ein wichtiger Baustein ist die gleichmäßige Auflage des Sattels, dass der Druck des Reiters gut auf dem Rücken des Pferdes verteilt ist. Ähnlich eines Rucksacks, sonst wird es unangenehm. Nehme deine Hand und lasse sie zwischen Kissen und Pferdrücken gleiten. Was spürst du? Liegt der Sattel überall gleich auf und in der Waagerechten? Dann ist das optimal.

Hast Du das Gefühl, dass der Sattel vorne oder hinten tiefer oder höher liegt, dann besteht Handlungsbedarf. Reite gerne eine enge Volte und bitte eine Hilfsperson zu überprüfen, ob der Sattelkranz mittig über der Wirbelsäule des Pferdes liegen bleibt. Verschiebt er sich, ist der Sattel meist vorne zu eng.

Schritt 3: Neben dem Sattel selbst kannst Du auch den Gurt anschauen. Der Gurt des Sattels sollte eine Hand breit hinter dem Ellenbogen des Pferdes liegen. Die Gurtstrippen sollten senkrecht zum Boden verlaufen.

Schritt 4: Sitzfläche, Pauschen und Co. Auch Du als Reiter bzw. Reiterin sollst einen angenehmen Sitz haben, der zu Deiner Anatomie passt. Sitzt Du bequem und ist er auf Deine Konfektionsgröße und Beinlänge angepasst? Engt Dich der Sattel ein und kommst Du mit allen Hilfen gut durch? Nur wenn Du dich wohl fühlst, kannst du auch harmonisch und geschmeidig reiten. Wenn Du dich unwohl fühlst, wirkt es sich auch auf Dein Pferd aus.

Schritt 5: Ab auf den Reitplatz! Der Sattel muss natürlich auch in der Bewegung passen, nicht nur im Stand! Ein verantwortungsvoller Sattler bzw. Sattlerin kontrolliert den Sattel auch in der Bewegung, schaut wie er in der Biegung liegt und wo noch Raum in Sachen Nachbessern ist.

Moderne Sättel warten oftmals mit Schulterfreiheit und vielen Ad-ons wie Drei-Punkt-Belastung auf. Hinterfrage das kritisch, ob du einen Rucksack möchtest, der nur an drei Stellen aufliegt. Für das Pferd angenehm ist eine große Fläche, die gleichmäßig belastet wird. Zwischen Schnallen (z.B. am Gurt) und Pferd sollte immer ein Lederblatt sein, sonst ziept es!

Merke Dir, dass sich ein Sattel nie anpasst! Es ist das Pferd, das sich anpasst, denn das Gewebe weicht dem Druck vom ledernen Sattel. Es ist also nicht ratsam den Sattel „einzureiten“, der leidtragende ist das Pferd. Ein verbreiteter Irrtum ist auch, unter einen engen Sattel ein dickes Pad zu legen. Das ist kontraproduktiv! In einen zu engen Schuh zieht man für gewöhnlich auch keine dicken Socken.

Checkpunkte

  • Kissen und Kissenkanal: Sind sie noch weich oder gibt es Verhärtungen im Leder oder in der Füllung? Passt die Breite des Kanals zum Rücken des Pferdes?
  • Schäden: überprüfe, ob der Sattelbaum noch stabil ist oder evtl. sogar gebrochen, das selbse gilt für die Kopfeisen. Stellst Du Mängel fest, nutzte den Sattel nicht mehr.
  • Gleichmäßigkeit des Sattels: Ist er in sich verzogen? Am besten kontrolliert man das, in dem man den Sattel aufstellt, von unten begutachtet und gerne auch mit den Händen fühlt.
  • Strippen und Metallschnallen: Drücken Schlösser, Metall oder sonstige Schnallen? Am besten sollte Leder bzw. das Schweißblatt zwischen Strippen/Metall und Pferd sein!
  • Gleichgewicht: Ist der Sattel in Balance oder kippt er nach vorne, nach hinten oder seitlich?
  • Kopfeisen: Das Kopfeisen sollte ca. 2,5 Finger hinter dem Schulterblatt platziert sein.
  • Widerristfreiheit: Hier sollte ohne Reitergewicht eine Hand (ohne Daumen) dazwischen passen, mit Reitergewicht sollten immer noch einige Finger Platz haben.
  • Mittige Lage in der Biegung: Bleibt der Sattel auch auf einer engen Volte ruhig und mittig über der Wirbelsäule des Pferdes liegen?
  • Verhalten des Pferdes/Schmerzanzeichen: Wie verhält sich das Pferd beim Satteln? Zeigt es Abwehrbewegungen wie ein Schnappen beim Angurten, Rümpfen der Nüstern oder des Mauls? Sollte das der Fall sein, gehe auf Ursachenforschung.

Unsicher? Schicke gerne direkt ein Foto deines Pferdes mit Sattel an das Netzwerk Tiertherapie Mittelfranken und bekomme eine erste Voreinschätzung.

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